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Corona: Der VfR Lindenstruth hat ein Konzept und muss doch noch warten

Während der TTC Ober-Erlenbach bereits am Montag das Training wieder aufnehmen darf, müssen die Aktiven im rund 50 Kilometer entfernten Lindenstruth weiter warten.

Zwar hatte die Gemeinde Reiskirchen der Hallenöffnung bereits zugestimmt, doch da trat der Kreis Gießen auf die Bremse. In Hessen ist nach der Öffnung der Sportanlagen für Vereinsmitglieder und Freizeitsportler das Bild noch lange nicht einheitlich.

Eigentlich wollte der hessische VfR Schwarz-Rot 1946 Lindenstruth schon am 20. Mai ins erste Training starten. Alles war vorbereitet, erzählt Karl-Heinz Fink, der Leiter der Tischtennisabteilung. „Eine engagierte Dame aus der Volleyballabteilung hat ein Gesamtkonzept zur Wiederaufnahme des Sports für den Verein geschrieben, und im Rahmen einer Vorstandssitzung am 11. Mai allen Teilnehmern erklärt, welche Aufgaben auf den Verein zukommen.“ Damit nicht genug. Die Leitungsteams der Abteilungen müssen zusätzlich die sportartspezifischen Regelungen berücksichtigen. „Ich habe mich für unsere Abteilung am aktuellen Schutz- und Handlungskonzept des DTTB und an den zehn Leitplanken des DOSB orientiert“, so Fink.

Kreis will eigenes Hygienekonzept vorlegen

Die Gemeinde Reiskirchen, als Träger der Wieseck-Halle in Lindenstruth, hatte die Halle freigegeben. Die Wege sind kurz. Man kennt sich und vertraut einander. Am 13. Mai wollte Fink eigentlich seine knapp 20 Spieler der Herren-Mannschaften und eine Woche später die zehn Nachwuchsspieler informieren und schulen. Dann veröffentlichte der Kreis Gießen in einer Pressemitteilung, dass die Hallen doch noch geschlossen bleiben müssen, bis der Kreis ein eigenes Hygienekonzept für alle Hallen vorgelegt hat. Das wiederum muss dann von den Gemeinden an ihre Vereine weitergegeben und bestehende Konzepte für Vereine und Sportarten ggf. angepasst und wiederum genehmigt werden. „Wenn wir unter diesen Voraussetzungen am 27. Mai in die Halle kämen, wäre ich schon froh“, sagt Fink. Bis auf Weiteres prangt daher wieder das „Halle geschlossen“ am Eingang zum Gebäude am Sportplatz Lindenstruth.

Der 61-jährige Karl-Heinz Fink ist eine der Schlüsselfiguren an der Basis des ehrenamtlich geführten Sports: ein Engagierter im Verein, der sich für keine Aufgabe zu schade ist. Neben der Abteilungsleitung gibt er Training für die Nachwuchsspieler im eigenen Verein und hat seit dem vergangenen Jahr zusätzlich das Amt des Kassenwarts im Kreis Gießen inne. Im kommenden Jahr ist sein persönliches Jubiläum. Dann wird er seit 50 Jahren Tischtennis spielen.

Abteilungsleiter, Jugendtrainer und in der Corona-Zeit auch Hygienebeauftragter seines Klubs: Karl-Heinz Fink (Foto: HeTTV)

„Ich muss mich an Regeln und Vorgaben halten oder es ganz lassen“

Fink ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. „Was ich nicht ändern kann, muss ich hinnehmen“, ist sein Credo. Ein Beispiel: „Wenn ich innerorts nur 50 fahren darf und ein schnelleres Auto habe, darf ich trotzdem nicht 70 fahren. Ich muss mich an Regeln und Vorgaben halten oder es ganz lassen.“ Er hofft, dass seine Vereinskollegen das Tischtennisspielen in Zeiten der COVID-19-Pandemie nicht lassen wollen. „Als ich das erste Konzept des DTTB zur Rückkehr in den Trainingsbetrieb gelesen habe, war ich überrascht und dachte, ‚Ob einer unter diesen Umständen spielen will?‘“ Das überarbeitete Konzept sei leichter umsetzbar. Er ergänzt, was ihn dazu motiviert: „Letztendlich machen wir das doch für uns.“ Das ist der Ausweg aus der Sport-Zwangspause.

Sobald Kreis und Gemeinde grünes Licht geben, ist Karl-Heinz Fink bereit. Der Ablaufplan für die Schulung seiner Tischtennis-Abteilung ist vorbereitet. Eine Schulung Auge in Auge sei am besten, findet er. „Die Leute können zwar die Konzepte lesen, aber es ist besser, wenn man ihnen auch genau sagen kann, was sie tun müssen, wenn sie in die Halle kommen. Papier allein reicht nicht.“ Von der Anmeldung bei ihm für die Erstellung der Anwesenheitsliste über den Aufbau, dass wegen der Abstandsregel nur vier statt der sonst üblichen fünf Tische in der Halle Platz finden werden, wie man bei fehlendem Umrandungen improvisieren kann bis hin zur Reinigung des Spielmaterials – alles hat er in der entsprechenden Reihenfolge in einer To-Do-Liste aufgeführt.

Erst Trainings-, später auch Wettkampfbetrieb

Der Großteil seiner Kollegen wird beim Trainingsauftakt dabei sein, schätzt er. Er selbst natürlich ebenfalls. Ob auch die älteren Jahrgänge mit Vorerkrankungen kommen werden, wird sich zeigen. „Ein Restrisiko besteht immer. Das einzugehen bleibt jedem selbst überlassen.“

Karl-Heinz Fink jedenfalls, der sich ersatzweise mit dreimal Joggen pro Woche fit gehalten hat, freut sich sehr auf die Rückkehr an den Tisch. Und denkt jetzt schon an den Wettkampfbetrieb, der – abhängig von der Entwicklung der Zahl der Neuinfektionen – gegebenenfalls im Spätsommer aufgenommen werden könnte. Er ist gespannt auf mögliche neue Spielsysteme, die für die Corona-Zeit entwickelt zum Einsatz kommen könnten. „Vierermannschaften“, sagt er für seinen Herren-Teams, „das wäre mein Favorit. Wenn sich im Moment sowieso schon alles verändert, könnte man das gleich auch noch einführen“. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

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