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Jugendfrische schlägt Erfahrung

Marc Rode und Alena Lemmer neue Hessenmeister

Waldeck-Obersuhl (kel). Bei den 68. Hessischen Tischtennis-Meisterschaften in Obersuhl haben sich Schülereuropameisterin Alena Lemmer (GSV Eintracht Baunatal) und Regionalligaspieler Marc Rode (SV Viktoria Preußen Frankfurt) die Titel im Einzel gesichert. In einem packenden Frauenfinale setzte sich die 16-jährige Zweitligaspielerin in sieben Sätzen gegen Top-32-Siegerin Lena Krapf (DJK Münster) durch. Altmeister Hansi Fischer (TG Obertshausen) lieferte dem 17-jährigen Linkshänder Rode einen großen Finalkampf und führte bei der 0:4-Niederlage in allen Sätzen deutlich. Im ersten Durchgang vergab Fischer drei Satzbälle.

„Das Spiel war enger, als das Ergebnis vermuten ließ. Ich hatte anfänglich mit Hansis Aufschlägen große Probleme, wurde aber sicherer und habe dann richtig gut gespielt“, ist Marc Rode ein würdiger Nachfolger von Patrick Franziska, der seinen Titel wegen eines Bundesliga-Spiels des TTC RhönSprudel Maberzell nicht verteidigen konnte.

Hansi Fischer hätte nur zu gern seinen siebten Einzeltitel bei Hessenmeisterschaften geholt, um mit Klaus Schmittinger (Eintracht Frankfurt) gleichzuziehen. Rekordhalter ist mit elf Titeln Erich Arndt vom TTC Mörfelden. „Es war wie eine Blockade im Kopf. Ich war einfach nicht auf Sieg programmiert und konnte in den entscheidenden Phasen der einzelnen Sätze nicht über den Punkt gehen und mit hundertprozentigem Einsatz dagegen halten. Ich habe die Spannung nicht über die Länge des Satzes gehalten. Vielleicht hat mir auch das Feindbild gefehlt“, berichtete der 47-jährige Freigerichter.

Im Halbfinale ließ Routinier Fischer Dennis Haberle (Preußen Frankfurt) nicht den Hauch einer Chance. „Der Matchball war aber ein richtiger Einwurf“, ärgerte sich Haberle, der sich im fünften Satz nach einem 1:8-Rückstand auf 9:10 herangekämpft hatte, ein wenig über den alten Fuchs. „Wenn Hansi führt, macht er einfach kaum Fehler. Hätte ich den vierten Satz nach 9:6 gewonnen, wäre es vielleicht anders gelaufen.“ Auch Marc Rode war im Halbfinale gegen Michael Mengel (TTC Ober-Erlenbach) total locker, nachdem er die Runde zuvor gegen Jens Schabacker (TG Nieder-Roden) schon 1:3 zurück lag. „Ich habe in den ersten Sätzen gut gespielt. Dann ließ der Druck immer mehr nach, Marc wurde von Satz zu Satz besser und hat letztendlich verdient gewonnen“, meinte Jens Schabacker.

Fast auf dem Treppchen wäre Torsten Mähner (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell) gelandet. Der 19-Jährige vergab im Viertelfinale gegen Mengel drei Matchbälle. „Das ist besonders ärgerlich, weil ich im Entscheidungssatz schon 8:4 führte“, so der Top-32-Sieger. An der Seite seines ehemaligen Mannschaftskollegen Hansi Fischer gelang Mähner dann doch noch der große Wurf. Die beiden schlugen Marc Rode und Jens Schabacker im Endspiel in vier Sätzen. Zuvor mussten Fischer/Mähner gegen Mengel/Mohr (beide Ober-Erlenbach) in die Verlängerung des Entscheidungssatzes, um sich mit 12:10 durchzusetzen.„Torsten hat brillant gespielt. Mir ist nur wenig gelungen“, lobte Doppelspezialist Hansi Fischer seinen 19-jährigen Partner.

HTTV-Cheftrainer Helmut Hampl war mit dem Auftreten vieler Kaderathleten noch nicht ganz zufrieden. „Ich habe gedacht, die zweite Garde ist schon weiter. Alle haben sich spielerisch enorm weiter entwickelt und in der Gruppenphase bis auf Gregor Surnin überzeugt. In den KO-Runden hat man dann die Unerfahrenheit in entscheidenden Situationen gesehen.“

Bei den Frauen beobachtete Verbandstrainer Horst Heckwolf einen Umbruch. „Die etablierten Damen haben nicht mehr die Lust, weit zu fahren. Janina Kämmerer und Anne Bundesmann (beide TSV Langstadt) und Lena Bucht (TSG Niederhofheim) sind auf einem guten Weg zur Spitze.“ Die Hessenmeisterschaften seien für die jüngeren Athletinnen sehr wertvoll. „Die Partien gegen routinierte Gegnerinnen bringen den Talenten mehr als vier Wochen Training, wenn sie es vom Kopf her aufnehmen.“

Was den jungen Wilden noch fehlt, hat die 16-jährige Alena Lemmer (GSV Eintracht Baunatal) voll drauf. Die Art und Weise, wie die U15-Europameisterin das Endspiel gegen die routinierte Lena Krapf noch gedreht hat, war beeindruckend. Um es vorwegzunehmen: Das Finale war das beste Endspiel einer Hessenmeisterschaft seit Jahren. Beide Spielerinnen spielten sieben Sätze lang auf hohem Niveau und begeisterten mit langen Ballwechseln aus der Halbdistanz und dem permanenten Versuch, die Gegnerin auf ihrer schwächeren Seite festzunageln.

Der Reihe nach: Im ersten Satz agierte Alena Lemmer noch zu passiv. Lena Krapf brillierte mit Spin-Folgen auf Vorhand- und Rückhand und gewann fast alle längeren Ballwechsel. Das 11:5 war eindeutig. In Durchgang zwei gelang es Lemmer, die Kontrahentin mit platziertem und sicherem Blockspiel durch die Box zu jagen. Krapf konzentrierte sich mehr auf die Vorhand der Gegnerin. Doch Lemmers Fehlerquote wurde immer geringer. 11:7 für das Nordlicht. Im dritten Satz dominierte wieder Krapf, bewegte sich locker, stand gut zum Ball und machte viel Druck. 11:6 für die Polizeibeamtin aus Münster. Im vierten Satz waren beide dann auf Augenhöhe. Lemmer nahm sogar lange Vorhand- gegen-Vorhand-Topspin-Duelle an. Beim Stande von 5:8 Auszeit. Die Pause nutzte die 16-Jährige und holte sich den Satz mit 12:10. Im fünften Durchgang hatte Lemmer einen Lauf und führte 5:0. Doch Krapf blieb dran und hatte beim Stande von 11:10 Satzball. Bis zum 15:15 ging es hin und her. Krapf nimmt eine Auszeit und gewinnt 18:16. Doch Alena Lemmer blieb unbeeindruckt, glich mit 11:8 zum 3:3 aus und setzte sich im Entscheidungssatz beim Stande von 7:7 entscheidend ab und gewann den Titel mit vier Punkten in Folge. „Ich habe immer an mich geglaubt, auch nach dem unglücklich verlorenen fünften Satz. Ich habe stark an der Vorhand gearbeitet. Die war stark verbessert, das hat wohl den Ausschlag für den Sieg gegeben“, so die neue Hessenmeisterin.

„Das war ein packendes und ausgeglichenes Endspiel. Heute war Alena dran. Ist auch nicht so schlimm, denn ich habe meinen Platz für die Deutschen Meisterschaften sicher“, war die Unterlegene mit ihrer Leistung zufrieden.

Locker waren Krapf und Lemmer ins Endspiel eingezogen. Weder Katharina Morbitzer (TSV Besse), die im Viertelfinale Svenja Müller (DJK Münster) überraschend deutlich mit 4:0 bezwang, noch Sonja Bott (GSV Eintracht Baunatal) waren ein echter Prüfstein. „Ich habe gegen Lena ein gutes Match abgeliefert, hatte aber nie das Gefühl, gewinnen zu können“, sagte die Baunatalerin. Und Noppen-Außen-Spezialistin Katharina Morbitzer war mit dem Einzug ins Halbfinale schon mehr als zufrieden. „Ich hätte nicht geglaubt, gegen Svenja so deutlich zu gewinnen. Und gegen Alena war einfach nichts drin. Sie ist zu sicher.“

HTTV-Präsident Dr. Norbert Englisch lobte die vorzügliche Arbeit, die Durchführer TTC Richelsdorf geleistet hat, bedauerte aber, dass nur so wenig Zuschauer die Meisterschaften sahen. „Die Basis ist hier zu dünn. Fasching, ein kompletter Bundesliga-Spieltag und viele Absagen bei den Frauen - ist etwas unglücklich gelaufen. Aber der Februar-Termin ist wegen der Trainingsperiodisierung näher an der Deutschen Meisterschaft dran und Fasching ist ja nicht immer so früh wie in diesem Jahr.“ 

 

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