Frankfurt (kel). Auch ein Timo Boll kann nicht zaubern. Der dreifache Europameister bestand den Härtetest nach seiner Sehnenentzündung im Knie beim europäischen Ranglistenturnier Top 12 in der Frankfurter Ballsporthalle nicht. Nach Niederlagen gegen den Kroaten Zoran Primorac und den Russen Alexei Smirnov schied der Topfavorit vorgestern bereits in der Gruppenphase aus.
Das Turnier gewann Ex-Weltmeister Werner Schlager. Insgesamt 8000 Zuschauer kamen an beiden Tagen.
Hartnäckig beharrte Boll darauf, dass er seit zwei Tagen schmerzfrei sei, und nur die fehlende Wettkampfpraxis nach einem guten Monat Trainingspause die Ursache für das frühe Aus gewesen sei. "Mir hat die Spritzigkeit gefehlt. Ich hatte ein leichtes Angstgefühl und habe vorsichtig agiert und nicht alles riskiert”, betonte der Weltranglistenfünfte.
Bundestrainer Richard Prause (Hanau) nahm seinen Schützling in Schutz. Auch ein Boll mache einfache Fehler, wenn die Spielpraxis fehlt. "Wir können ihn nicht in einem Spiel zu einem anderen Spieler programmieren.” Timo hätte besser zum Ball stehen müssen und sei nicht schnell genug gewesen. Es sei klar gewesen, dass nach einer vierwöchigen Verletzungspause von Boll keine Wunderdinge zu erwarten waren. "Wichtig war es, unter Wettkampfbedingungen zu testen. Man darf auch nicht vergessen, dass es auch andere gibt, die Tischtennis spielen können”, verteidigte Prause den Start des angeschlagenen Superstars, der Ersatzmann Bastian Steger (Frickenhausen) die Teilnahme am Top 12 gekostet hat.
Dass sich Timo Boll im Spiel gegen Smirnov ständig an den Oberschenkel gegriffen hatte und offensichtlich das rechte Bein nicht belasten konnte, sahen nicht nur die Experten. "Das ist Standtischtennis. Hör’ auf, Junge”, brüllte ein total enttäuschter Boll-Fan durch die mit am Samstag mit über 4000 Zuschauern gut gefüllten Ballsporthalle.
Ganz schlimm für die Veranstaltung hielt Jugendnationaltrainer Istvan Korpa (Meerholz) das frühe Ausscheiden eines ehemaligen Meisterschülers. "90 Prozent der Zuschauer kommen wegen Boll. Er hätte vielleicht nicht antreten sollen.” Ob Schmerzen oder nicht, nach so riesigen Trainingsrückstand seien die Chancen auf den Turniersieg äußerst gering. "Die Trainer hatten gehofft, dass es gehen könnte, weil Timo so lange ausgesetzt hat.”
Den Grund für Bolls Verletzungsanfälligkeit sieht Korpa in zu vielen Wettkämpfen. "Im Olympiajahr fehlen die ruhigen Phasen.” Der Weltranglistenfünfte habe sich beim Konditionstraining in Lanzerote gezerrt und Knieprobleme bekommen. "Konditionstraining ist mehr als Joggen. Da wird viel mit Gewichten gearbeitet. Das ist sehr sensibel.”
Bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft in China in drei Wochen will Timo Boll dem Team helfen. Ein Rematch gegen Primovac habe er bereits in den kommenden Woche, berichtete Prause. Denn die deutsche Nationalmannschaft bereite sich gemeinsam mit den Kroaten auf die WM vor. Dass die Träume von einer Olympiamedaille in Peking durch das frühe Ausscheiden in weite Ferne rückt, weil eine Top-Vier-Setzung durch das frühe Aus verspielt wurde und der erste Chinese schon im Viertelfinale wartet, weil der Weißrusse Samsonov an ihm im Ranking vorbei zieht, will Timo Boll nicht wahr haben. "Die Weltrangliste interessiert mich jetzt nicht. Ich muss meine Form finden, egal, wo ich gesetzt werde. Ich brauche mich vor keinem Chinesen zu verstecken.”
Foto: Dr. Stephan Roscher
"Boll hätte vielleicht nicht antreten sollen”
Frankfurt (kel). Auch ein Timo Boll kann nicht zaubern. Der dreifache Europameister bestand den Härtetest nach seiner Sehnenentzündung im Knie beim europäischen Ranglistenturnier Top 12 in der Frankfurter Ballsporthalle nicht. Nach Niederlagen gegen den Kroaten Zoran Primorac und den Russen Alexei Smirnov schied der Topfavorit vorgestern bereits in der Gruppenphase aus. Das Turnier gewann Ex-Weltmeister Werner Schlager. Insgesamt 8000 Zuschauer kamen an beiden Tagen.