Frankfurt (JH). Wie "Phönix aus der Asche" schmetterte sich Angelina Gürz bei den Norwegian Open Table Tennis Championships in Oslo ins internationale Rampenlicht. Die 18jährige war vom DTTB anstelle der Uerdingerin Yingni Zhan (Uerdingen) zusammen mit Laura Matzke (Baden-Württemberg) und Amelie Solja (Saarland) für dieses kleinere Erwachsenenturnier nominiert worden.
Zhan war wegen zweier Verbandspiele für ihren Verein an diesem Wochenende unabkömmlich, die vierte Deutsche Rosalie Stähr musste wegen Verletzung absagen. Wie Bundestrainerin Eva Jeler verlauten ließ, sollten sich die DTTB-Mädchen nach den Europameisterschaften und den Sommerferien einem ersten Leistungstest unterziehen.
Zu Angelina meinte sie, dass diese im Moment den Kopf auch mit vielen anderen Dingen voll habe. Jeler: "Sie hat das Bundesland und die Schule gewechselt. Ihre Leistung am Gymnasium steht durchaus im Vordergrund. Die DTTB- und Verbandstrainer achten verstärkt darauf, dass die Schule nicht zu kurz kommt." Bei den Mädchen sei es halt auch riskanter in das Profilager zu gehen, als bei den Jungen.
So war es schon erstaunlich, dass es Angelina Gürz trotz des Gangs von der Realschule in die elfte Oberstufen-Klasse des Carl-von-Weinberg-Gymnasiums und des Umzugs von zu Hause in das hessische Sportinternat verstand, sich in Norwegen so eindrucksvoll in Szene zu setzen. Sie verpasste nur knapp den Einzug ins Finale und belegte am Ende den hervorragenden vierten Platz unter 32 Teilnehmerinnen aus 14 Nationen.
Gelungene Technikumstellung
Ausschlaggebend dafür, dass sie bei diesem Turnier in der Spitze mitmischen konnte, sind für die in Veitshöchheim bei Würzburg wohnhafte und seit 1. Juli dieses Jahres für den Zweitbundesligisten SV 98 Darmstadt aufschlagende Tischtennisspielerin die optimalen Trainingsbedingungen, die sie seit vier Wochen in der Sportschule in Frankfurt unter der Leitung des hessischen Erfolgstrainers Helmut Hampl vorfindet. Angelina Gürz ist von Hampl’s Art begeistert und hat das Gefühl, dass er sie vorwärts bringen will. Voll des Lobes ist die Gymnasiastin auch über Landestrainer Georg Imhof. Dieser hatte nach der Jugend-Europameisterschaft in Sarajevo von der Bundestrainerin eine ausführliche Spiel- und Technikanalyse von Angelina angefordert, Videoaufnahmen analysiert und ist nun schon seit vier Wochen dabei ihre Technik umzustellen und ihre Schnelligkeit und Fitness zu verbessern, um sie voranzubringen. Dabei war Angelina von der Technikumstellung in den ersten beiden Verbandsspielen noch stark verunsichert. Erst im letzten Spiel gegen Benesova (NSC Watzenborn-Steinberg) schien der Knoten bei ihrem ersten Sieg in dieser Saison im vorderen Paarkreuz geplatzt zu sein (siehe Spielszene im Internet mit über 30 Ballwechseln unter www.tgo-server.de/videos. Dabei wäre es für Imhof nur allzu natürlich gewesen, dass sie erst einmal längere Zeit schlechter spielt. Dass sie nun in Norwegen schon nach kurzer Zeit so auftrumpfen konnte, damit hatte er nicht gerechnet.
Der Europameisterin ebenbürtig
Auch Angelina hätte sich vor dem Abflug nach Oslo nicht träumen zu lassen, in diesem Erwachsenen-Turnier so weit vorne zu landen. Wie sie sagt, habe sie auch ohne Betreuung (Eva Jeler coachte die deutsche Ranglistenerste Laura Matzke) einige umgestellte Techniken schon ganz gut umsetzen können. Vor allem ihre Rückhand kam mit mehr Spin, mit dem die Ungarin Rita Kertai in Runde zwei am Freitagabend laut Angelina überhaupt nicht zurecht kam, so dass Angelina ohne Satzverlust mit 4:0 (11:6, 11:9, 14:12, 11:8) gegen die 179. der Weltrangliste gewinnen konnte. Im ersten Spiel am Freitagmorgen hatte sie dagegen mit der Schwedin Malin Kindgren im zweiten und dritten Satz noch Probleme, ehe sie zu ihrem Spiel fand und mit 4:2 (11-6, 6-11, 3-11, 11-3, 11-4, 11-6) noch relativ klar gewinnen konnte.
Auch ihren Vorhand-Topspin konnte die Gymnasiastin schon explosiver einsetzen, was ihr im Achtelfinale am Samstagmorgen gegen die Französin Diéniouma Coulibaly zum knappen 4:3 (11-3, 9-11, 11-7, 8-11, 11-9, 7-11, 11-6) verhalf. Durch diesen unerwarteten Sieg voller Selbstbewusstsein, konnte Angelina dann im Viertelfinale ihr gesamtes spielerisches Reservoir abrufen und die Französin Nathalie Cahoreau überraschend glatt mit 4:0 (11-5, 11-5, 11-4, 11-7) abfertigen.
Im Halbfinale traf Gürz dann am Sonntagmorgen auf die vor kurzem in Norwegen eingebürgerte Chinesin und Lokalmatadorin Ma Wen Ting, die sich gegen die rumänische Vizeeuropameisterin Elisabeta Samara mit 4:1 im Achtelfinale und gegen Laura Matzke mit 4:2 im Viertelfinale durchgesetzt hatte. Angelina hielt das Spiel gegen die Norwegerin bis zum Schluss offen, im sechsten Satz hatte sie bei einer 9:6 Führung den Satzausgleich vor Augen, verlor diesen dann aber doch noch mit 9:11, wobei ein Netzroller das Match zum 2:4 (11-8, 9-11, 8-11, 7-11, 12-10, 9-11)
zugunsten der Chinesin beendete.
Auch im Spiel um den dritten Platz konnte Angelina erstaunlich gut mit der hoch favorisierten Europameisterin Daniela Dodean aus Rumänien mithalten, ja war der Jugend-Weltranglistenzehnten durchaus ebenbürtig. Dodean war mit 56:55 nur einen Spielball besser. Bei der 2:4-Niederlage (7:11, 11:5, 11:4, 11:13, 5:11, 10:12) führte Angelina schon 2:1, gewann die Sätze zwei und drei souverän und hatte auch bei den in der Verlängerung verlorenen Sätzen vier und sechs viel Pech. Das Turnier gewann Angelinas Teamkollegin Amelie Solja. Die Deutsche Jugendmeisterin Laura Matzke kam auf Rang sechs.
Resultate, Damen Einzel:
1. Amelie Solja (Deutschland)
2. Ma Wen Ting (Norwegen)
3. Daniela Dodean, Rumänien (1)
4. Angelina Gürz, Deutschland (HTTV,12)
5. Monika Pietkiewicz, Polen (9)
6. Laura Matzke, Deutschland (13)
7. Laurie Phai Pang, Frankreich (8)
8. Nathalie Cahoreau, Frankreich (5)
9. Sarah Hanffou, Frankreich (7)
10. Elizabetha Samara, Rumänien (2)
11. Antonina Szymanska, Polen (26)
12. Dieniouma Coulibaly, Frankreich (15)
13. Rita Kertai, Ungarn (3)
14. Timea Varga, Ungarn (14)
15. Lina Mysikonyte, Litauen (10)
16. Malin Pettersson, Schweden (18)
17. Svenja Obst, Deutschland (16)
18. Tatsiana Kastramina, Weißrussland (17)
19. Sonja Obradovic, Bosnien (25)
20. Karin Lindmae, Estland (24)
21. Malin Kindgren, Schweden (21)
22. Sara Rask, Schweden (22)
23. Madeleine Melcher, Schweden (20)
24. Birgit Varrik, Estland (27)
25. Anne Sewöster, Deutschland (19)
Angelina Gürz vom SV 98 Darmstadt überraschte bei Norwegian Open
Frankfurt (JH). Wie "Phönix aus der Asche" schmetterte sich Angelina Gürz bei den Norwegian Open Table Tennis Championships in Oslo ins internationale Rampenlicht. Die 18jährige war vom DTTB anstelle der Uerdingerin Yingni Zhan (Uerdingen) zusammen mit Laura Matzke (Baden-Württemberg) und Amelie Solja (Saarland) für dieses kleinere Erwachsenenturnier nominiert worden.
Zhan war wegen zweier Verbandspiele für ihren Verein an diesem Wochenende unabkömmlich, die vierte Deutsche Rosalie Stähr musste wegen Verletzung absagen. Wie Bundestrainerin Eva Jeler verlauten ließ, sollten sich die DTTB-Mädchen nach den Europameisterschaften und den Sommerferien einem ersten Leistungstest unterziehen.