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Einzelsport Jugend  

Tischtennis als professionelles Hobby, aber als Hobby

Brüderpaar Nico und Marco Grohmann versucht Spagat zwischen Leistungssport und schulischem Erfolg

Von Dennis Bellof

Vor kurzem hat bei Familie Grohmann in Allendorf/Lumda mal wieder das Telefon geklingelt. Der Bundestrainer war dran. Es war aber nicht Jogi Löw, der Telefonwerbung für Reiseveranstalter machen wollte, sondern ein Coach des Deutschen Tischtennisbundes, der sich kurz nach der Form des zwölfjährigen Marco erkundigte. Gemeinsam mit seinem Bruder Nico (15) mischt der Youngster des NSC Watzenborn-Steinberg Jahr für Jahr die hessische Tischtenniswelt auf - und die Brüder präsentieren sich auch über die Landesgrenzen hinaus regelmäßig erfolgreich.

Doch zurück auf Anfang: Als Vater Walter Grohmann, ehemaliger Hessenliga-Akteur, vor etwa zehn Jahren nach langer Tischtennispause wieder bei seinem Heimatverein TSV Allendorf/Lda. ins Training einstieg, nahm er seinen Sohn Nico häufig mit. Schnell zeigte sich dessen Talent: Nach erfolgreichem Abschneiden bei den hessischen Jahrgangsmeisterschaften wurde die Familie in ein Frankfurter Leistungszentrum eingeladen. Unter der Leitung von Helmut Hampl, der schon Jörg Roßkopf und Timo Boll zu Weltklassespielern formte, trainierte Nico mit der Zielsetzung „internationale Klasse“ bis zu drei Mal die Woche. Als Walter Grohmann eine Einladung des Bundeskaders außerhalb der Ferien und einen Schulwechsel Nicos auf ein dem Tischtennisbund angegliedertes Internat ablehnte, wurden die Angebote und Anrufe seitens des Verbandes seltener.

Dem Vater war das nicht völlig Unrecht: „Da man in der Regel mit Tischtennis kaum Geld machen kann, ist die Anspruchshaltung viel zu heftig“, kritisiert Grohmann. „Man muss doch einen Mittelweg gehen können, ohne die Schule zu vernachlässigen.“ Diesen Mittelweg beschreitet er mit seinen Söhnen (der lernhungrige, zwölfjährige Marco trainierte von Kindesbeinen an im Keller mit) seit zwei Jahren erfolgreich selbst. „Wir sehen Tischtennis als professionelles Hobby, aber eben nur als Hobby“, erklärt Vater Walter die konkrete Philosophie hinter dem aktuellen Trainingsaufwand seiner Söhne.

Der sieht - im Gegensatz zum zweimal wöchentlich trainierenden Breitensportler - so aus: Dem privat organisierten 4er-Training montags, bei dem unter anderem NSC-Legende Stefan Harnisch immer wieder hilfreiche Tipps an die beiden Youngsters weitergibt, folgt mittwochs ein Leistungsgruppentraining beim ehemaligen bulgarischen Einzelmeister Asen Asenov, der mittlerweile zu einem guten Freund der Familie Grohmann geworden ist. Auch donnerstags trainiert Asenov die beiden Gymnasiasten, diesmal im Heimatort Allendorf. Am Freitag besuchen die Brüder das reguläre NSC-Training in Watzenborn, während am Samstag die letzte Einheit der Woche ansteht: Einzeltraining, wiederum bei Asenov.

Einig ist sich die Familie darin, was Tischtennis für sie ausmacht. „Natürlich will ich das Maximum rausholen“, sagt beispielsweise Nico, „aber Tischtennis ist nicht mein Leben. Der Sport ist eine schöne Ergänzung zur Schule.“ Während des Coachens oder kurz nach dem Spiel ist die Einigkeit hin und wieder nicht so präsent, aber ernsthaft gekracht hat es trotz der Dauerbelastung Leistungssport in der Familie bisher nie. „Je enger die Bindung zu den Kindern ist, desto mehr kann man in Extremsituationen auch sehr direkt, aber nachhaltig erfolgreich kritisieren“, erläutert Walter Grohmann, wieso die Brüder seit Jahren ihr Wochenprogramm unter seiner Koordination ableisten und sogar gemeinsame Doppelerfolge erspielten.

Und die Trainings-Maßnahmen zahlen sich aus: In der kommenden Saison geht Nico nach Zwischenstopp in der Hessenliga bereits in der Regionalliga an den Start. Marco, aktuell Deutschlands zweitbester Spieler seiner Altersklasse, rückt ebenfalls weiter auf und spielt in der kommenden Runde im mittleren Paarkreuz der Hessenliga. „Es ist uns also bisher gelungen, das Entwicklungslevel zu halten“, sagt Walter Grohmann nicht ohne Stolz und hat dabei auch die vielen Erfolge im Kopf, die seine Söhne auch ohne einen Internatsbesuch in den vergangenen Monaten verbuchen konnten.

Die Zielsetzung für die kommenden Jahre ist eindeutig: Weiter als zweite Bundesliga wird es ohne noch intensivere Wettkampfpraxis nicht gehen. Kein großes Problem für die Brüder, die ohnehin immer den Fokus auf ihre schulische Ausbildung gelegt haben und auch dort mit sehr guten Leistungen herausragen. Trotzdem ist der Ehrgeiz, bis an diese Leistungsgrenze zu gehen, ungebrochen. „Mein Minimalziel ist eine ausgeglichene Bilanz in der Regionalliga“, formuliert Nico Grohmann sein Saisonziel in der neuen Liga durchaus selbstbewusst, vergisst dabei allerdings nicht, auch auf eventuelle Schwächen hinzuweisen, die er ausbessern möchte, wie zum Beispiel das zu defensive Passivspiel. Seit kurzem sorgt beim NSC übrigens die elfjährige Lea Grohmann im Damenbereich für Aufsehen. Sie ist eine Cousine der Grohmann-Brüder. Sehr wahrscheinlich also, dass man in Zukunft immer wieder über den Namen Grohmann stolpern wird. Und das Telefon dürfte in Allendorf/Lumda auch weiterhin kaum still stehen.

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