Von Norbert Englisch
Bei den Deutschen Schülermeisterschaften in Straubing sicherte sich Sophia Klee (SC Niestetal) in souveräner Manier ihren ersten nationalen Meistertitel im Einzel. In einem rein hessischen Endspiel gab die junge Niestetalerin, die noch zwei Jahre der Schülerklasse angehören wird, nur den vierten Durchgang an ihre Kontrahentin Yuki Tsutsui (TTC Staffel) ab und siegte mit 4:1. Zudem gewann Klee mit Partnerin Monfardini (SV DJK Kolbermoor/Bayern) die Bronzemedaille im Doppel. Bei den Jungen setzte sich Topfavorit Kay Stumper (TTC Singen) klar an die Spitze. Der Aufwärtstrend im hessischen Tischtennis-Nachwuchsleistungssport setzt also bei den Mädchen fort, bei den Jungen scheint dieser etwas gebremst, denn für den besten hessischen Schüler Adam Janicki (Gießener SV) kam das Einzel-Aus bereits im Achtelfinale.
Somit waren die hessischen Trainer-Coaches am Sonntag in Straubing relativ früh „arbeitslos“ und konnten sich in Ruhe das Einzelfinale zwischen Klee und Tsutsui ansehen. Bei rein hessischen Duellen wird traditionell nicht gecoacht. Das doch etwas unterschiedliche Abschneiden der Mädchen und Jungen führt Verbandstrainer Peter Engel vor allem darauf zurück, „dass die Mädchen für Veränderungen offener sind“. Abgesehen vom Titelgewinn von Klee und der Vizemeisterschaft von Tsutsui blieben die Ergebnisse insgesamt „leider nur im Rahmen der Erwartungen“, so Verbandstrainer Tobias Kirch, der sich einen weiteren Ausreißer nach oben gewünscht hätte.
Bei den Jungen erreichte allein Adam Janicki (Gießener SV) die Hauptrunde, und das ohne Spiel- und Satzverlust. Edin Donlagic (DJK Eiche Offenbach), der noch zweimal an nationalen Schülermeisterschaften teilnehmen kann, hatte noch Probleme mit der Schlaghärte und Geschwindigkeit der älteren Konkurrenz und schied ebenso klar in seiner Gruppe aus wie Denis Llorca (TTC Langen), der eine starke Gruppe erwischt hatte, in der es bei einem Pflichtsieg gegen Sejdijevic (BaWü) blieb. Maximilian Schlicke und Robert Volkmann (beide TTC Seligenstadt) sowie Leon Pradler (Eintracht Frankfurt) in seinem letzten Schülerjahr verpassten den Sprung ins Hauptfeld allesamt durch das schlechtere Satzverhältnis. Pradler siegte zwar 3:2 gegen den Gruppenzweiten Stange (Hamburg), verlor aber die beiden anderen Begegnungen ziemlich glatt und wurde Gruppenletzter. In der Volkmann-Gruppe hatten in der Endabrechnung drei Spieler eine 2:1-Bilanz: Volkmann verschlief das erste Spiel vollkommen, gewann dann aber gegen den „Gruppenkopf“ Henning (BaWü), ehe ein Ex-Hesse für ihn zum Stolperstein wurde. Obwohl Volkmann gegen Grujic mit 3:2 knapp die Oberhand behielt, kosteten ihn die zwei Satzverluste das Weiterkommen. Ähnlich erging es Schlicke, der hätte sogar Gruppensieger werden können. Der Seligenstädter nutzte jedoch etliche Führungen nicht zu Satzgewinnen und landete nach einem 2:3 gegen Bohn (Rheinland) wie sein Vereinskamerad Volkmann auf dem undankbaren dritten Gruppenrang. In der 1. Hauptrunde traf der allein im Rennen verbliebene Janicki auf Artarov (BaWü), gegen den er sich sicher mit 3:1 durchsetzte. Ab dem Achtelfinale wurde auf vier Gewinnsätze gespielt, da war Dettling (VfL Herrenberg/BaWü) sein Kontrahent. Im ersten Durchgang reichte es zu einem 11:9, und auch im 2. Satz überstand Janicki eine kritische Phase, als aus einer 6:5-Führung ein 6:10-Rückstand geworden war. Mit 12:10 rettete sich der Gießener gerade noch zur 2:0-Satzführung. Doch dann konnte sich Janicki in den folgenden beiden Durchgängen nie entscheidend absetzen, sein Kontrahent hatte jeweils knapp die Nase vorn. Völlig daneben ging allerdings der 5. Durchgang mit 3:11. Im 6. Satz bewies Janicki sein großes Kämpferherz, als er einen 4:9-Rückstand egalisierte und beim 9:10 einen Matchball gegen sich abwehrte. Ein Netzball beim Stand von 11:10 für Dettling ließ Janicki dann etwas mit dem Glück hadern. Letztendlich hatte Janicki sein Ziel, das Viertelfinale, nur knapp verpasst und das beste hessische Ergebnis der Jungen erspielt. „Vom Spielerischen her war ich aber zufrieden mit mir“, bilanzierte der Gießener abschließend. Da lag Janicki nicht ganz schief, zumal ihm Peter Engel leichte Verbesserungen bescheinigte.
Auch in den Doppeln mussten die hessischen Schüler früh die Segel streichen. Donlagic mit Partner Grujic überstand die 1. Runde nicht. Pradler/Sejdijevic, Janicki/Schlicke und Llorca Volkmann und scheiterten allesamt in Runde 2, letztere beim 2:3 gegen Müller/Neudeck (Thüringen) allerdings nur hauchdünn.
Während sich Sophia Klee souverän ohne Satzverlust ihrer Gruppenaufgaben entledigte, musste sich Yuki Tsutsui erst ins Turnier kämpfen. Aber sie blieb in zwei Matches 3:2-Siegerin und damit ebenfalls ungeschlagen. Bei den übrigen hessischen Teilnehmerinnen gab es keinen „Ausreißer nach oben“: Lea Höfle (SV Ober-Kainsbach) ging völlig leer aus, für Ayumu Tsutsui (TTC RW Biebrich) und Natalie Gliewe (TV Bürstadt) reichte es nur zum Pflichtsieg wobei Gliewe attestiert wurde, sich gut verkauft zu haben in ihrem ersten B-Schülerinnen-Jahr. Für die ebenfalls zu den jüngeren Jahrgängen zählenden Katharina Hardt (TG Oberjosbach) und Vicky Jöckel (TTG Vogelsberg) ging es darum, in der nationalen Leistungsebene zu schnuppern. Jöckel gewann immerhin vier Sätze, Hardt zahlte bei nur einem Satzgewinn erheblich Lehrgeld. Der Siegeszug von Klee und Tsutsui ging jedoch weiter bis zum Zusammentreffen im Finale. Klee besiegte Pranjkovic (Bayern) und die Vorjahreszweite Bondareva (BaWü) sicher und glatt mit 4:0, erst im Halbfinale gegen Tiefenbrunner (Bayern) erfolgte der erste Satzverlust im Tuernierverlauf. Der Start in die Halbfinalbegegnung gegen die Bayerin war etwas zäh, und im zweiten Satz, der wie der erste Durchgang mit 11:9 endete, hatte Klee auch noch beim Satzball mit einer Netzberührung das Glück der Tüchtigen. Im 4. Satz lief Klee einem hohen Rückstand hinterher und gab 8:11 ab. Im 5. Satz hatte die junge Niestetalerin ihre Kontrahentin jedoch im Griff und gewann hoch mit 11:4. 4:2 lautete das Standardergebnis für Yuki Tsutsui auf dem Weg ins Endspiel. Zunächst wurde so Hermi (WTTV) geschlagen, anschließend die Doppelpartnerin von Klee, Monfardini. Im Halbfinale gegen die topgesetzte Tu (BaWü) ging es zweimal hin und her, wobei Tsutsui den vierten Durchgang nach hoher anfänglicher Führung mit 9:11 knapp hergab. Aber auch zum Teil erhebliche Rückstände – so ein 2:6 im 5. Satz und ein 7:9 im 6. – konnten Tsutsui nicht aufhalten, nach zweimal 11:8 war das rein hessische Endspiel Wirklichkeit. Dort war Tsutsui nur beim 5:5 gleichauf im 1. Durchgang mit Klee, die Nordhessin besaß ansonsten immer eine leichte Führung. Besonders im 2. Satz zeigte sich, dass Tsutsui noch sehr Spin anfällig ist, da siegte Klee glatt mit 11:6. Im dritten Durchgang schien eine Wende möglich, denn Tsutsui ging mit 4:1 in Führung. Drei Netz- und Kantenbälle halfen Klee ein wenig, diese kritische Situation mit 11:5 zu überstehen. Im 4. Satz startete Tsutsui erneut furios mit 5:0, benötigte ihrerseits jedoch einen Kantenball zum 11:9-Satzgewinn. Der fünfte Durchgang verlief bis zum 5:5 ausgeglichen, dann setzte Klee zum Endspurt an und sicherte sich die erste nationale Meisterschaft ihrer jungen Tischtennis-Karriere.
Im Doppelwettbewerb war für drei hessische Paarungen absolut nichts zu holen, denn Gliewe/Höfle, Hardt/A. Tsutsui und Jöckel/Y. Tsutsui scheiterten allesamt mit 0:3 in Runde 1. So lagen denn die Hoffnungen auf Sophia Klee und ihrer Partnerin Monfardini aus Bayern. Als topgesetztes Doppel erreichten die beiden das Halbfinale, das sehr ausgeglichen verlief. Die Gegnerinnen Pankunin/Scherber (Schlesw.-H./Sachsen) zeigten sich als geschlossenere Einheit und ließen Klee/Monfardini nicht zur Entfaltung kommen. Im Entscheidungssatz kam das hessisch-bayerische Duo noch einmal auf 7:8 heran, mehr als die Bronzemedaille war aber nicht drin.
Verbandstrainer Tobias Kirch zeigte sich voll des Lobes für die beiden hessischen Topspielerinnen: „Yuki hat sich in der Spitze etabliert und Sophia hat ihre Position in der Spitze gefestigt“. Da ist von diesen beiden in Zukunft mit Sicherheit noch einiges Positive zu erwarten.
Ergebnisse:
Schüler Einzel: 1. Kay Stumper (TTC Singen/BaWü), 2. Daniel Rinderer (TV Ruhmannsfelden/Bayern), 3. Sven Henning (FTV Freiburg/BaWü) und Krill Fadeev (BVB Dortmund/WTTV); im Achtelfinale ausgeschieden Adam Janicki (Gießener SV). – Doppel: 1. Hannes Hörmann/Daniel Rinderer (TV Hilpoltstein/TV Ruhmannsfelden-Bayern), 2. Jürgen Haider/Bastian Herbert (TSV Schwabhausen/TV Etwashausen-Bayern).
Schülerinnen Einzel: 1. Sophia Klee (SC Niestetal), 2. Yuki Tsutsui (TTC Staffel), 3. Laura Tiefenbrunner (SV DJK Kolbermoor/Bayern) und Wenna Tu (TB Wilferdingen/BaWü) - Doppel: 1. Tu/Bondareva (TB Wilferdingen/BaWü), 2. Karina Pankunin/Frieda Scherber (TSV Schwarzenbek/ESV Lokomotive Pirna-Schlesw.-H/Sachsen), 3. Sophia Klee/Gaia Monfardini (SC Niestetal/SV DJK Kolbermoor) und Natalia Mozler/Laura Tiefenbrunner (TSV Schwabhausen/SV DJK Kolbermoor).